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Alltag

Bericht vom 20.02.2012

Heute möchte ich ein paar Geschichten aus dem Alltag erzählen.

Schule

UnterrichtenSchüler

Das Unterrichten in der Schule läuft gut. Wir haben uns ein wenig an den Unterrichtsstil gewöhnt und die Kinder haben sich an uns gewöhnt. So ist es dann doch manchmal möglich, dass die Kinder uns antworten, wenn wir sie etwas fragen. Der Unterricht ist immer noch ganz anders als in Deutschland, aber wir haben das Gefühl, dass die Kinder kleine Fortschritte machen.

im Chorabschreiben

Über viele Dinge wundern wir uns allerdings immer wieder von Neuem. Wie ist es z.B. möglich, dass manche Kinder in der 7. Klasse immer noch nicht ihren Namen auf Englisch schreiben können? Oder wie ist es möglich, dass manche in dem Alter nicht laut vorlesen können, was dort geschrieben steht? Die Antwort finden wir in der ersten und zweiten Klasse. Die Kinder können das Alphabet perfekt aufsagen, viele können aber die Buchstaben nicht lesen. So arbeiten wir in der ersten und zweiten Klasse zur Zeit nur daran, dass die Kinder lesen lernen. Allerdings raten die Kinder auch gerne, welche Wörter dort geschrieben stehen. Manche Kinder haben schon verstanden, dass die Wörter, die mit einem P beginnen auch mit einem P-Laut anfangen müssen, manchen ist das allerdings noch nicht ganz klar. Aber wir arbeiten weiter daran. 

Sportuniformschlafen

Schwierig ist es auch, alle Kinder zur Mitarbeit zu bewegen, vor allem, wenn man fast 40 Jugendliche vor sich sitzen hat (nicht alle Klassen sind so groß). Außerdem werden in Thailand auch keine mündlichen Noten gegeben, weswegen die Kinder sicher auch nicht besonders motiviert sind mitzuarbeiten. Manche Kinder schlafen auch im Unterricht. Wenn man sie dann antippt, sind sie manchmal so verwirrt, dass man ihnen ansieht, dass sie wirklich fest geschlafen haben. Da fragen wir uns oft, ob manche Kinder zu Hause zu wenig Schlaf bekommen oder vielleicht auch noch hart arbeiten müssen, aber das wissen wir nicht. 

UniformSchüler

Am Anfang und Ende jeder Schulstunde müssen die Kinder aufstehen. Die Begrüßung ist ähnlich wie in Deutschland, nur dass zum „Good morning!“ auch noch „How are you? I’m fine, thank you.“ ergänzt wird. Aber eine Verabschiedung vom Lehrer habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Hier bedanken sich die Schüler nach jeder Stunde im Klassenchor bei den Lehrern und die Lehrer bei den Schülern. 

LindaConversation

In der Schule müssen wir immer sehr flexibel sein. Letztens hatten wir um 13 Uhr mit dem Unterricht begonnen und nach 10 Minuten hat die Schulglocke geläutet. Die Kinder sind aufgesprungen und haben gesagt „Nach Hause gehen!“. An Unterricht war somit nicht mehr zu denken. Die Lehrerin hat uns dann erklärt, dass die Schüler zur Besprechung auf den Schulhof kommen müssen und danach nach Hause gehen können, um ihre Sachen für das Camp am folgenden Tag zu packen. Für die nächsten 2 Tage stand für die Kinder dann ein Scoutcamp auf dem Programm. Sie haben auf dem Sportplatz der Schule gezeltet und Aktivitäten in der Natur unternommen. Wir waren aber nicht dabei.
Einen anderen Tag wollten wir den Kindern Körperteile und Farben erklären. Wir dachten, dass die Kinder dazu etwas malen könnten. Aber dann ist uns eingefallen, dass die Kinder gar keine Farbstifte haben. Sie haben meist nur einen Bleistift oder einen Kugelschreiber mit. Manche Kinder haben auch manchmal gar keinen Stift dabei. Also von dem Luxus einer Federmappe mit vielen bunten Stiften können sie nur träumen. 

vorsprechenschreiben

Als wir an einem Morgen in der 5. Klasse unterrichten wollten, ist einfach eine andere Lehrerin in unsere Klasse gegangen. Wir fanden das komisch, denn selbst hier in Thailand gibt es einen Stundenplan. Wir haben dann aber erst einmal abgewartet und beobachtet, was passiert, da wir die Lehrerin auch nicht vertreiben wollten. Nach ein paar Minuten hat sich die Situation geklärt als die Lehrerin wieder aus der Klasse gegangen ist. Sie musste mit den Schülern nur etwas besprechen und hat ihnen Zettel ausgeteilt. Danach konnten wir dann wie gewohnt unterrichten. 

sprechenSportuniform

Es ist oft ganz schön schwer den Kindern die richtige Aussprache beizubringen. In der Sprache der Karen, welche für die meisten Kinder die Muttersprache ist, werden die letzten Buchstaben meist nicht gesprochen. So sagen die Kinder meist „Augus“ anstatt „August“. Das ist nicht so schlimm, aber manchmal werden die Wörter so falsch ausgesprochen, dass man direkt etwas anderes versteht. Letztens haben wir über „favourite“ gesprochen und viele der Kinder haben das wie „facebook“ ausgesprochen. Da mussten Lara und ich sehr lachen, weil facebook den Kindern auch hier nicht unbekannt ist.

Schüler an der TafelScoutuniform

Im Kinderheim

Zur Zeit arbeitet unsere Wasserpumpe nicht einwandfrei, weswegen wir oft kein fließendes Wasser haben. Dann müssen wir im Fluss duschen, Geschirr spülen und Wäsche waschen. Wenn man hier lebt, nimmt man das einfach hin, es ist Alltag. Erst wenn man drüber nachdenkt, merkt man, dass man das in Deutschland im Alltag nie machen würde. Es ist aber überhaupt kein Problem, es fühlt sich normal an. Auch, dass wir abends manchmal für ein paar Minuten im Halbdunkeln essen, weil die Sicherung mal wieder rausgesprungen ist, ist für niemanden hier ein Problem. Die Kinder wissen, wie man die Sicherung wieder rein macht und so ist das Problem schnell behoben. 

Abwaschen am Fluss 1Abwaschen im Fluss 2

Das Essen hat sich im Gegensatz zu den ersten zwei Wochen auch verbessert. Es gibt nun seltener Suppe aber dafür mehr Gemüse.

Die Kinder hier lieben es zu Singen, Gitarre zu spielen und auch mal Musik zu hören. Ich genieße es, wenn ich morgens oder abends in meinem Bett liege und die Gitarrenklänge oder die Kinderstimmen hören kann.  Weniger entspannend ist es, wenn die Jungen schon morgens früh um halb sechs neben unseren Zimmern Boxen üben und man immer die Schläge in den Boxsack hört. Aber auch das ist Alltag und man nimmt es fast schon gar nicht mehr wahr. 

TempelBuddhafigur

An einem freien Nachmittag sind Lara, Jessica und ich ein wenig spazieren gegangen, um die Umgebung zu erkunden. Wir sind auf einen kleinen Hügel gestiegen, auf dem ein kleiner Chedi mit Buddha Figuren war. Es war sehr schön dort oben und man hatte einen schönen Ausblick auf die Berge und Felder. 

Landschaft TempelFelder

Diesen Samstag war hier im Kinderheim Elternversammlung. Es waren hauptsächlich Väter hier, weil es hier anscheinend Tradition ist, dass die Väter solche Reisen unternehmen und die Mütter in den Dörfern bleiben. Nicht alle Kinder hier im Kinderheim sind Waisen. Manche Kinder haben noch eine Mutter oder einen Vater oder andere Familienmitglieder, die sich um sie kümmern. Es ist wichtig, dass die Eltern über die Regeln und Ereignisse im Kinderheim Bescheid wissen, weswegen sie nun zum ersten Mal alle zusammen hier hin eingeladen wurden. Ralf, der Gründer des Kinderheimes, war mit anderen Leuten der Organisation anwesend und hat mit den Eltern geredet. Außerdem hat er den Kindern und Eltern die neuen Hauseltern vorgestellt, weil die jetzigen Eltern leider aus familiären Gründen Ende März ihre Arbeit hier beenden müssen. Besonders für die Kinder, deren Familienmitglieder hier waren, war die Elternversammlung sicher etwas ganz besonderes. 

ElterntreffenGruppenfoto

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