Bericht vom 30.01.2012
Nun bin ich bereits mehr als zwei Wochen im Kinderheim. Ich
fühle mich immer noch sehr wohl. Je mehr Zeit man hier verbringt, desto mehr
Einblick bekommt man in den Alltag, und desto mehr versteht man über das Leben
der Kinder hier im Heim. Ich habe mir heute ein paar Themen ausgesucht, über
die ich berichten möchte.
Der Tagesablauf der Kinder
Man kann nie den genauen Tagesablauf vorhersagen, weil es
jeden Tag ein wenig anders ist. Die zeitlichen Angaben sind also ungefähre
Angaben. Normalerweise sieht der Tag aber wie folgt aus:
5 Uhr - Aufstehen
Die Glocke, die für alle gemeinsamen Aktivitäten geläutet wird, holt alle
Kinder aus dem Schlaf, die bis dahin noch nicht wach sind. In einem Büchlein,
in dem die Kinder immer eintragen, wann sie aufgestanden sind, sieht man, dass
manche Kinder auch schon vor dem Weckruf wach sind. Hell wird es erst ab halb sechs.
Bis zum Frühstück verrichten viele Kinder schon kleinere Arbeiten, wie Fegen
und Blätter einsammeln.
6 Uhr - Frühstück
7 Uhr bis 7.30 Uhr - die Kinder werden zur Schule gebracht
In der Schule müssen sie zunächst sauber machen. Danach versammeln sich alle
Kinder auf dem Schulhof und die Morgenzeremonie wird abgehalten. Dazu stehen
oder sitzen sie alle in Reihen. Zuerst wird die Nationalhymne gesungen und
danach spricht der Schulleiter noch über verschiedene Dinge.
9 Uhr - Unterrichtsbeginn
Bis zum Mittagessen gibt es drei Schulstunden, die jeweils eine Stunde dauern.
Pausen gibt es keine, aber sie entstehen automatisch, weil die Lehrer die
Klassen wechseln müssen. So haben die Schüler immer ein wenig Zeit, um auf die
Toilette zu gehen, oder aus den bereitstehenden Wasserbehältern etwas zu
trinken.
12 Uhr - Mittagspause
Die Schüler bekommen in der Schule etwas zu Essen. Die
jüngeren Schüler (bis
zur 6. Klasse) sitzen dafür auf dem Boden vor ihren
Klassenräumen. Sie bekommen
jeder einen Teller mit einer Suppe in der z.B. Glasnudeln und kleine
Wurststückchen sind. Dazu haben die Kinder die Möglichkeit
von zu Hause Reis
mitzubringen und ihn dazu zu essen. Die Lehrer, also auch wir, essen in
einem
Straßenrestaurant neben der Schule. Es ist kein richtiges
Restaurant, wie wir es aus Deutschland kennen. Es ist einfach ein Koch-
und Verkaufsstand unter einem Dach an der Straße mit vielen
Tischen und Stühlen. Wir Volontäre bekommen das Essen von der
Schule bezahlt, weil wir sonst ja nichts für unsere Arbeit
bekommen. Das
gefällt uns und das Essen schmeckt dort sehr gut.
13 Uhr - Unterrichtsbeginn am Nachmittag
Am Nachmittag gibt es wieder drei Unterrichtsstunden. Die Schüler müssen den
ganzen Tag in der Schule sein, aber sie haben nicht immer Unterricht. In den
Freistunden bekommen sie Aufgaben, können ihre Hausaufgaben machen, oder sie
spielen auf dem Schulhof.
Wir Volontäre müssen nicht den ganzen Tag in der Schule sein, sondern nur zu
unseren Unterrichtsstunden.
16 Uhr - Schulschluss Nach der Schule müssen alle Kinder im Kinderheim ihre täglichen Aufgaben verrichten.
17 Uhr - Englischunterricht im Kinderheim
Jedes Kind hat in Kleingruppen einmal in der Woche mit uns Englischunterricht
im Kinderheim.
18 Uhr - Abendessen  
Die Küche mit dem Essensausgabefenster und den
Gemüsevorräten
19 Uhr - Gesang und Gebet
Das ganze Kinderheim kommt im Aufenthaltsraum zusammen und es wird gesungen und
gebetet. Danach reden die Hauseltern mit den Kindern noch über organisatorische
Dinge.
21 Uhr - Bettruhe
Am Wochenende wird meist später
aufgestanden, die Kinder
haben am Tag viel Freizeit, aber sie müssen auch ihre Aufgaben
verrichten. Mittags wird gemeinsam gegessen und abends dürfen die
Kinder
fernsehen und später ins Bett gehen. Sonntags morgens wird im
Kinderheim zusätzlich
ein kleiner Gottesdienst abgehalten. Dieser ist wie die Gebete am
Abend. Die Hauseltern sitzen mit den Kindern zusammen und singen und
beten.
Schuluniformen
Von Montag bis Mittwoch tragen die Kinder entweder
die
normale Schuluniform oder die Sportuniform. Darüber tragen sie
meist Jacken und
Hosen, weil es sonst zu kalt wäre. Am Donnerstag ist Scout Tag, da
tragen alle
Schüler ihre Scoutuniform. Am Freitag kommen alle Kinder in ihren
traditionellen Kleidern in die Schule. Das sieht sehr schön aus.
Manche Kinder tragen die Kleider der Karen und andere die Kleider ihrer
Stämme. Bei den Karen Kindern tragen die Mädchen weiße
gewebte "Kleider" und die Jungen rote gewebte "Shirts". Bei den
Kleidern und Shirts sind jeweils noch Fransen zur Verzierung
angebracht.
Wassersystem, Elektrizität, der Herd und anderes
 
Biosandfilter
Trinkwasserspender
Da es hier kein fließendes Wassersystem gibt, wie wir es in
Deutschland gewöhnt sind, hat die Raintreefoundation Pumpen entwickelt, die uns
auch hier fließendes Wasser ermöglichen. Dazu wird das Wasser aus den unteren
Erdschichten des Flusses zum höchsten Punkt des Grundstückes gepumpt. Dabei
wird es einmal gefiltert und dann in Tanks aufgefangen. Von dort aus wird es in
die Leitungen gespeist und wir haben fließendes Wasser und können duschen. Das
Abwasser der Duschen und Wasserhähne fließt wieder zurück in den Fluss. Das
Abwasser der Toiletten wird in unterirdischen Speichern aufgefangen und so der Natur zugefügt. Dazu muss man wissen, dass
Toilettenpapier und ähnliches hier immer in Mülleimer und nie in die Toiletten
geworfen werden. Da das Leitungswasser nicht trinkbar ist, hat die
Raintreefoundation zusätzliche Biosandfilter entwickelt. Diese filtern das
Wasser aus den Leitungen und machen es zu Trinkwasser. Dank dieses Systems
haben wir immer genügend Trinkwasser.
Fließendes Wasser haben wir allerdings nicht immer. Die Pumpe kann nicht den
ganzen Tag laufen, da sie sonst zu heiß wird. Deswegen kann es bei den
vielen Leuten sein, dass das Wasser aus den Tanks einmal aufgebraucht ist. Dann
muss man einfach bis zum nächsten Tag warten, bis die Pumpe sich erholt hat und
wieder Wasser in den Tanks ist. Die Kinder benutzen dann das Flusswasser zum
Duschen, Spülen und Waschen.
Die Elektrizität im Haupthaus ist nicht immer stabil. Manchmal sitzen wir
abends kurz im Dunkeln, wenn wieder einmal die Sicherungen rausgegangen sind.
Aber die Kinder wissen schon ganz genau, was zu tun ist und dann ist das
Problem meist nach einem kurzen Moment behoben.
Das Essen im Kinderheim wird auf offenem Feuer gekocht. Zwar wurde dafür ein
„Herd“ gebaut, der von unserem Verein gespendet wurde, aber dieser ist nur eine
Betonvorrichtung in der sich zwei Löcher befinden. In den Löchern wird Feuer gemacht und oben
drüber wird in riesigen Woks gekocht. Das Holz dafür müssen die Kinder
regelmäßig gemeinsam aus dem Wald holen.
Noch ein paar Wörter zu Taschentüchern und Gläsern. Die Thais benutzen hier
weder Toilettenpapier, noch Taschentücher. Den Luxus sich Papier zu leisten,
haben sie einfach nicht. Auf der Toilette gibt es Wasserduschen oder
Wasserschalen zum Säubern. Das ist in Thailand nichts Besonderes. Aber dass
die Kinder hier im Kinderheim keine Taschentücher haben bekommt man besonders
morgens und abends in der Kälte zu hören. Das heißt auch für uns, dass
Taschentücher Luxusware geworden sind, weil man sie hier nicht so einfach
kaufen kann. Zusätzlich sind Trinkgläser Luxus geworden. Wir haben uns im Hot
Coffee aus unseren eigenen Mangos einmal ein Mangoshake gemacht und da hab ich
gemerkt, was für ein Luxus es ist aus Gläsern und nicht nur aus immer wieder
aufgefüllten Plastikflaschen oder alten Plastikgläsern zu trinken. An jedem
Trinkwasserspender stehen hier Kellen oder Plastikschälchen bereit, aus denen
dann jeder trinkt, der Durst hat. Ich trinke dann doch lieber aus meiner schon
liebgewonnenen Plastikflasche.
Sporttag
 
Am Samstag wurde gemeinsam mit den zwei anderen Kinderheimen
aus dem Dorf ein Sportfest veranstaltet. Dafür haben sich alle Kinder bei einem
der anderen Kinderheime getroffen. Schon am frühen Morgen ging es los. Die
Kinder haben mit den Kindern aus den anderen Heimen Mannschaften gebildet. Es
wurde Fußball, Volleyball, Boule und Takraw gespielt. Takraw ist eine Mannschaftssportart
mit drei Feldspielern je Mannschaft und ähnelt Volleyball. Sie wird mit einer
Art Ball aus Rattan oder Plastik spielt. Dieser Ball wird mit den Füßen,
Schultern, dem Rücken oder dem Kopf über das ca. 1,50 m hohe Netz gespielt. Die
Kinder hatten sehr viel Spaß. Besonders beim Volleyball haben sich die Mädchen
kräftig angefeuert. Mittags gab es für alle Kinder leckeres Essen und
Süßigkeiten. Der Sporttag ging den ganzen Tag und endete erst nach dem
Abendessen. Ich denke es ist wichtig, dass den Kindern solche Tage geboten
werden, weil sie sonst selten etwas anderes außer dem Kinderheim und der Schule
sehen. Sie hatten sehr viel Spaß und so ein Tag bleibt ihnen bestimmt lange in
Erinnerung.
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